Mein Alltag mit ADS
Ein Teamleiter von der GEWA ist von ADS (Aufmerksamkeitsdefizitstörung) betroffen. Er hat uns erzählt, warum er keine Medikamente nimmt und was ihm dabei hilft Prioritäten zu setzen.
«Ich habe mein ADS von klein auf. Der hyperaktive Aspekt war bei mir wenig bis gar nicht vorhanden und legte sich mit zunehmendem Alter immer mehr. Meine Unkonzentriertheit vermittelt meist den Eindruck, dass ich einfach nicht zuhöre. Dabei passiert fast zu viel in meinem Kopf. Während viele denken, Menschen mit AD(H)S würden gar nichts mitkriegen, ist das Gegenteil der Fall. Ich nehme alles in meiner Umwelt auf, nur fällt es mir schwer, diese Eindrücke zu priorisieren. Wie andere psychische Erkrankungen ist auch AD(H)S sehr facettenreich und kommt in vielen Formen vor.
Meinen Alltag bewältige ich ohne Medikamente. Ritalin und Concerta, Medikamente, welche bei ADHS angewendet werden, helfen zwar, sich zu fokussieren, aber letztendlich ist es für mich nur ein Abschwächen der Probleme. Ich arbeite lieber an mir und entwickle Strategien. Zudem macht mich das Medikament nervös und aufgedreht, im Gegensatz zu Menschen, die dazu noch an Hyperaktivität leiden. Bei denen wirkt das Medikament beruhigend. Für banale Dinge, wie Müll rausbringen, speichere ich mir eine Erinnerung in meinen Handykalender. Meine verständnisvolle Frau unterstützt mich im Alltag. Sie kann manches nicht nachvollziehen und schimpft liebevoll mit mir, wenn ich etwas Wichtiges vergesse.
Wenn ich Strategien entwickle, die mir helfen, Aufträge und Termine zu priorisieren, schwächen sich diese meist nach 2 Wochen ab, da ich sie nicht konsequent durchziehe. Als Teamleiter führe ich Menschen und dies ist manchmal schwierig zu managen. Da hilft mir mein Chef sehr. Beispielsweise schreibe ich meine Aufträge auf und versuche, sie allein zu priorisieren. Danach kontrolliert er, was wichtiger und notwendig ist. Zudem bin ich dank ihm in einem Coaching-Programm, wo ich lernen kann, richtig zu planen und zu organisieren.»
