Sich selbst als wertvoll erachten
Ich arbeite in der Bärner Brocki im Bereich Haushalt. Ich bin sehr gerne hier und fühle mich in meinem Team rundum wohl. Die Wertschätzung und das Verständnis, welches mir Teamkolleginnen und Teamkollegen und meine Betreuerinnen entgegen bringen, haben meinen Selbstwert und meine Selbstachtung enorm gestärkt. Im Herbst beginne ich meine zweijährige Lehre zur Detailhandelsassistentin EBA. Ich freue mich sehr darauf und bin zuversichtlich, dass ich meine Lehrzeit gut über die Runden bringen werde.
Dabei hat es noch vor nicht allzu langer Zeit ganz anders ausgesehen. Doch alles der Reihe nach.
Schwieriger Start
Ich bin 17 Jahre alt und wohne mit meinen Eltern und meinem älteren Bruder in Ittigen. Meine Kindheit war nicht einfach, weil meine Eltern sich sehr stark um meinen Bruder kümmern mussten. Er leidet unter ADHS[1] (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung). Oft waren sie überfordert und hatten keine Zeit für mich. Das war sehr schwierig. Mit 12 Jahren entwickelte ich immer mehr psychische Schwierigkeiten. Ich hatte Depressionen und war emotional sehr instabil. Ich konnte mit niemandem über meine Probleme sprechen, frass alles in mich hinein. Ich dachte immer, mich versteht sowieso keiner.
Trotzdem schaffte ich den Realabschluss sehr gut und hängte noch ein 10 Schuljahr an. In die Schule ging ich sehr gerne. Ich hatte einen guten Freundeskreis und fühlte mich wohl. Was ich beruflich machen wollte, war mir nicht so klar. Ich begann eine Lehre im Detailhandel in der Landi. Das ging aber nicht lange gut, weil meine psychischen Probleme mir in die Quere kamen. Ich musste die Lehre abbrechen. Schliesslich ging ich zu einer Psychologin. Bald darauf kam die IV ins Spiel. Diese ordnete eine Arbeitsmarktlich-Medizinische Abklärung in der GEWA an.
Es geht aufwärts
Ja, das war im September 2018. Nach Abschluss dieser Abklärung bewilligte die IV mir ein dreimonatiges Aufbautraining in der Bärner Brocki. Und so kam ich hierher. Auch hier war aller Anfang schwer. Ich habe mir überhaupt nichts zugetraut. Oft musste ich weinen und war überfordert und traurig. Aber mit der Zeit fühlte ich mich im Haushaltsteam immer heimischer. Ich bin hier sehr gut betreut und willkommen. Die Menschen um mich herum geben mir das Gefühl, etwas wert zu sein. Heute kann ich in den Spiegel schauen und ja zu mir sagen. Die Wertschätzung, die mir hier entgegengebracht wird, kann ich immer mehr in ein gesundes Selbstwertgefühl umwandeln.
Freut sich auf die Lehre
Diese positive Entwicklung führte dazu, dass die IV ihre Zustimmung zu einer Ausbildung im Detailhandel gab. Und jetzt ist es bald soweit. Ich freue mich sehr. Die Arbeit in der Hauhaltabteilung bringt mir Abwechslung und der Kontakt mit der Kundschaft ist für mich eine Bereicherung.
In meiner Freizeit bin ich oft mit Freundinnen und Freunden unterwegs. Ich spiele auch gerne Basketball. Natürlich habe ich auch Träume für die Zukunft. Die betreffen vor allem das Reisen. Ich möchte sehr gerne einmal nach Amerika und Afrika und die traumhaften Landschaften dort sehen und erleben. Ansonsten bin ich kein Mensch, der gross in die Zukunft plant. Ich lebe im Moment, im Hier und Jetzt. Ich möchte meine Lehre erfolgreich abschliessen und dann ein gutes Leben führen.
[1] Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gehört zur Gruppe der Verhaltens- und emotionalen Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend. Sie äußert sich durch Probleme mit Aufmerksamkeit, Impulsivität und Selbstregulation; manchmal kommt zusätzlich starke körperliche Unruhe (Hyperaktivität) hinzu.
