×

Möchten Sie die GEWA näher kennelernen?

Diesen Donnerstag 14. Mai um 11:00 gewähren wir einen Blick hinter die Kulissen.

Die GEWA bietet mit ihrem Angebot neue Perspektiven. Im Webinar beantworten wir folgende Fragen:

  • Was verbindet aufbereitete Laptops, Depressionen und ein Mahlzeitendienst mit der GEWA?
  • Warum braucht es soziale Institutionen?
  • Welchen Tätigkeiten können Menschen, die psychisch herausgefordert sind in der GEWA nachgehen?

Zudem erzählt ein junger, psychisch herausgeforderter Mensch von seinem Alltag in der GEWA.

Wir freuen uns auf Sie.

 

«Der eigene Wille zählt»

Das Gefühl zu haben, es selbst nicht kontrollieren zu können. Das ist für mich bis heute schwer zu verarbeiten. Obwohl ich wollte, konnte ich nicht genug stark sein und weiter kämpfen. Ich geriet aus den Schienen und sah kein helles Licht mehr. Erst lange Zeit später, konnte ich mit eigenem Willen und der Unterstützung durch meine Familie und Freunde wieder Fuss fassen.

 

Druck in der Kindheit

Mein Start in die Schulzeit war nicht einfach. Ich hatte Schwierigkeiten mich zu konzentrieren und konnte dem Unterricht nicht folgen. Meine Mutter verlangte sehr schnell, dass meine schulischen Schwächen abgeklärt wurden. Nach vielen Untersuchungen stellten die Ärzte bei mir ein Aufmerksamkeitsdefizit (ADHS) fest. Als Achtjähriger, aktiver Junge empfand ich dies als ein starker Rückschlag. Aus diesem Grund wurde ich bei der Invalidenversicherung (IV) angemeldet. Ich bekam verschiedene Medikamente und musste regelmässig einen Psychotherapeuten besuchen. Das war für mich schwierig zu verstehen. Ich fühlte mich gesund und mir ging es hervorragend, deshalb verstand ich die Welt nicht mehr. Durch den starken Stress und das Gefühl anders zu sein, verlor ich das Vertrauen zu mir selbst. Ich war schulisch so schwach, dass die Lehrer entschieden, mich in die Kleinklasse zu schicken. Dank meiner Mutter, die immer an mich geglaubt und gekämpft hat, durfte ich die 4. Klasse wiederholen. Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich bekam noch eine Chance. Ich musste auf vieles verzichten und Lernbegleitung in Anspruch nehmen. So vernachlässigte ich auch meinen Freundeskreis, das einzige, was mir blieb, war noch mein Fussballtraining und die Beziehung zu meiner Mutter.

 

Guter Start ins Berufsleben

Nach der Schule begann ich eine Lehre als Fachmann Betreuung Kind. Ich war als Kind einer alleinerziehenden Mutter immer von Frauen umgeben. In meinem Leben vermisste ich die Rolle des Vaters. Ich wählte diesen Beruf, weil ich wollte, dass auch kleine Kinder die Chance bekommen, von Männern betreut zu werden. Durch mein gutes Auftreten und meine sozialen Fähigkeiten fand ich schnell eine Stelle in einer Kita. Obwohl ich in der Schule schwach war, musste ich mich nicht einmal bewerben. Das erste Lehrjahr verlief erstaunlicherweise gut. Mir gefiel die Arbeit mit den Kindern sehr und die schulischen Themen begeisterten mich.

 

Prägende Rückschläge

Im dritten Lehrjahr belasteten mich familiäre Probleme. Meine Mutter erkrankte nach einem schweren Operationsfehler. Da sie für mich alles war und über ein Jahr „ausfiel“, verlor ich den Boden unter den Füssen. Dazu kam, dass in der Kita das Arbeitsklima aufgrund vieler personeller Wechsel schlechter wurde. Das war für mich sehr belastend. Ich fühlte mich erschöpft. Mein Antrieb und meine Motivation verschwanden. Aber es kam noch schlimmer. Meine Tante, die mir in diesen schweren Zeiten immer wieder unter die Arme griff, verstarb bei einem tragischen Unfall. Ich war emotional und körperlich an einem Tiefpunkt und erlitt ein Burnout. Ich musste schweren Herzens die Ausbildung abbrechen und flog aus der Bahn. Auch körperlich ging es mit mir bergab. Wegen chronischen Rückenschmerzen musste ich meine erfolgsversprechende Fussballkarriere ebenfalls beenden und verlor meinen Platz in der 1. Liga.

 

Raus aus dem emotionalen Tief

Ein ganzes Jahr kam ich nicht aus dem Tief heraus und schirmte mich ab. Die Ärzte meinten, eine Klinik wäre das Beste für mich. Doch ich weigerte mich! Erst nach langem Ringen und Unterstützung meiner Freunde kam ich zum Entschluss, ärztliche und psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Halil Türkes ist wieder auf dem richtigen Weg.
Halil Türkes ist wieder auf dem richtigen Weg.

Es ist nie zu spät

Mein Arzt meldete mich bei einem Psychologen an. Durch die Therapie verspürte ich mit der Zeit eine Verbesserung. Nach einem halben Jahr war ich stabil genug, um einen Wiedereinstieg in die Berufswelt zu wagen. Ich meldete mich wieder bei der IV an. Bereits nach einem Monat fiel der gemeinsame Entscheid, eine berufliche Integration in der GEWA zu starten. Zuerst kam eine Phase der Berufsfindung. Ich durfte in der Abteilung IT und in der Logistik-Administration arbeiten. In der Logistik hat es mir sehr gut gefallen. Ich konnte sehr schnell Verantwortung übernehmen und interessante Tätigkeiten ausführen. Nach drei Monaten beruflicher Abklärung befürwortete die IV, dass ich im Sommer 2019 eine Lehre als Kaufmann EFZ antreten darf.

 

Job Coaching

Neben der schulischen Vorbereitung auf die Lehre Unterstützte mich die GEWA mit einem Coaching. Die Zusammenarbeit mit meinem Coach, Andreas Herrmann, ist sehr wertvoll für mich. Er versteht mich gut und kämpft dafür, dass ich weiter komme. Er hilft mir auch in organisatorischen Dingen. Mit ihm habe ich verschiedene Branchen im kaufmännischen Bereich angeschaut und Bewerbungen für Praktika geschrieben. Ich entschied mich für ein externes Praktikum bei der Freiburghaus Immobilien AG. Dies dauerte von April bis Juli 2019. Es war für mich eine sehr lehrreiche, spannende und erfolgreiche Zeit.

 

Start in die Lehre

Am 01. August 2019 startete ich meine KV-Lehre in der Abteilung Kommunikation der GEWA. Die Aufgaben waren sehr abwechslungsreich und neu für mich. Ich durfte bei Interviews dabei sein und sogar selber schreiben. Schon nach kurzer Zeit arbeitete ich selbstständig und konnte meine Ideen einbringen. Für die Website und die sozialen Plattformen der GEWA schrieb ich selbst Texte, verfasste Interviews über spannende Themen wie „Panikstörungen“ und „Depressionen?“. Um unsere Marketingmassnahmen zu analysieren, besuchte ich verschiedene Kurse von Google. Ich bekam eine kleine Einführung in die Fotografie und durfte an diversen Anlässen Fotos schiessen. Ich konnte viele interessante, herausfordernde und neue Sachen lernen. Ich arbeite noch bis Ende Januar 2020 in der Abteilung Kommunikation. Danach kann ich meine Lehre mit einem guten Gefühl bei der Freiburghaus Immobilien AG weiterführen. Dank der GEWA konnte ich im Arbeitsmarkt wieder Fuss fassen. Mit den vielen Erfahrungen, die ich in meinem „Rucksack“ gesammelt habe, bin ich überzeugt, dass ich meine Ausbildung erfolgreich absolvieren werde.