«Wir sind ein Hammerteam»
Kaspar Junker arbeitet in der GEWA als Berufsbildner für den kaufmännischen Bereich. Im Interview erzählt er, wie er junge Menschen während der Lehre begleitet und wofür sein Herz sonst noch schlägt.
Kaspar, wie sieht dein Job in der GEWA aus?
Zusammen mit meiner Kollegin begleiten wir zurzeit bis zu 20 junge Menschen. Diese absolvieren in unserem Betrieb entweder die dreijährige Ausbildung zum Kaufmann oder zur Kauffrau mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis oder die zweijährige Lehre zum Büroassistenten oder zur Büroassistentin.
Die BerufsbildnerInnen in der GEWA machen den gleichen Job wie diejenigen im allgemeinen Arbeitsmarkt. Sie sind für das Berufliche und Fachliche zuständig. Ich muss sicherstellen, dass die vorgeschriebenen Leistungsziele erfüllt und die spezifischen Ausbildungsinhalte erarbeitet werden. Und ich bin die Kontaktperson für die Berufsschule und das Berufsbildungsamt. Betriebsintern koordiniere ich den Einsatz der Lernenden in den verschiedenen Abteilungen.
Macht es einen Unterschied, ob ich eine Lehre in der GEWA oder im allgemeinen Arbeitsmarkt mache?
Ja. Unsere Lernenden erarbeiten zwar genau die gleichen Ausbildungsinhalte, sie gehen in die gleiche Berufsschule und absolvieren die gleiche Abschlussprüfung wie Auszubildende im allgemeinen Arbeitsmarkt. Aber im psychosozialen Bereich bekommen sie während ihrer Lehre eine spezielle Unterstützung durch unsere Ausbildungscoachs. Diese decken auch die Verbindung zur Invalidenversicherung und zu den Therapeutinnen und Therapeuten ab. Im Moment arbeiten in der GEWA zusätzlich zwei Frauen als Ausbildungscoachs im kaufmännischen Bereich. Zu viert sind wir ein Hammerteam.
Tönt aufwendig …
Aber es funktioniert! BerufsbildnerInnen und Ausbildungscoachs arbeiten eng zusammen. Wir treffen uns einmal in der Woche und tauschen uns aus. In der Berufsbildung geht es jedoch nicht nur um das «daily business». Wir kümmern uns auch um die Qualitätssicherung, die Weiterentwicklung und die Begleitung der kaufmännischen Ausbildung in der GEWA insgesamt.
Wie gehst du mit den spezifischen psychischen Herausforderungen der Lernenden um?
Das kann man nicht verallgemeinern. Die Herausforderungen, an denen unsere Leute arbeiten, sind sehr individuell. Wenn wir sehen, dass aufgrund von beispielsweise zu vielen Abwesenheiten die geforderten Lerninhalte und Leistungsziele nicht bearbeitet werden können und vor allem auch nicht die nötige Erfahrung und Routine erworben werden kann, dann müssen wir etwas unternehmen. Denn bei uns in der GEWA ist ja das Ziel, dass Lernende schon während ihrer Ausbildung ein Praktikum im allgemeinen Arbeitsmarkt absolvieren. Dafür braucht es eine gewisse Stabilität.
Gibt es für unsere Lernenden genug Praktikumsplätze im allgemeinen Arbeitsmarkt?
Wir verfügen in der GEWA über ein grosses Netzwerk an Partnerbetrieben. Es ist jedoch durch die Pandemie mit Homeoffice herausfordernd, immer einen passenden Praktikumsplatz für alle zu finden. Der Arbeitsmarkt ist aktuell eher zurückhaltend.
Grundsätzlich kann man jedoch sagen, dass die Chancen für eine Anschlusslösung vor allem für Kaufleute mit dem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis intakt sind.

Kaspar Junker, GEWA Berufsbildner im kaufmännischen Bereich.
Die kaufmännische Ausbildung wird im Sommer 2022 neu aufgestellt. Digitale Kompetenzen, Selbstorganisation und Selbstreflexion sind wichtig für die Zukunft. In der Ausbildung lernen die jungen Menschen früh, selbständig und vermehrt auch in Teams zu agieren. Diesen Herausforderungen stellt sich die GEWA.
Wie bist du in die GEWA gekommen und was motiviert dich bei deiner Arbeit?
Ich habe als beruflichen Hintergrund eine kaufmännische Ausbildung und verschiedene Einsätze und Anstellungen im schulischen und sozialen Bereich. Während sechs Jahren arbeitete ich auf der Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern des Kantons Bern. Im Frühling 2019 suchte ich eine neue Herausforderung. Bereits am ersten Tag meiner Stellensuche stiess ich auf die Ausschreibung der GEWA für eine Stelle als Berufsbildner oder Berufsbildnerin im Bürobereich. Weil ich sehr gerne mit jungen Menschen zusammenarbeite, hat mich dieser Job sofort angesprochen. Ich habe mich gemeldet und alles hat gepasst. Mitte Juni 2019 startete ich in der GEWA.
Was mich motiviert und mir sehr viel Freude bereitet ist die super Zusammenarbeit in meinem Team. Die Chemie zwischen uns stimmt und die Arbeit macht viel Spass. Ich fühle mich sehr wohl hier. Wir können uns weiterentwickeln und flexibel bleiben. Jeder und jede kann sich kreativ einbringen.
Kannst du etwas über dein Privatleben sagen?
Ja, klar. Ich bin nicht nur Berufsbildner, sondern ausserhalb der GEWA gehört mein Herz der Kultur, dem Theater und der Musik. Ich arbeite in verschiedenen Theatergruppen mit. Das alles leidet unter der COVID-19-Pandemie. Geplante Produktionen können nicht über die Bühne gehen. Auch mir selbst macht dieses Virus sehr zu schaffen. Theaterspielen ist meine Passion. Dass ich diese Leidenschaft nicht ausleben darf, ist für mich schmerzlich. Zum Glück habe ich eine super Wohnform. Ich lebe in einer grossen Wohngemeinschaft in einem Landhaus mit viel Umschwung. Im Garten und in der Parkanlage gibt es immer viel zu tun. Das hat mich schon abgelenkt.
Vielleicht wird es den Menschen jetzt auch bewusst, dass Kunst und Kultur mehr sind als ein «nice to have». Kultur bringt Menschen zusammen, inspiriert und beflügelt. Letztlich ist sie für eine und lebenswerte Gesellschaft unerlässlich ist.