Eine Weiterbildung, die weitergeht
«Recovery College Bern» steht für innovative Kurse rund um die psychische Gesundheit. Innovativ, weil sie gemeinsam von Personen mit eigenen Krankheitserfahrungen und Fachpersonen entwickelt und durchgeführt werden. Das ermöglicht einen Austausch auf Augenhöhe über persönliche Erfahrungen und fördert die Entwicklung individueller Strategien. Nataly, eine Expertin aus Erfahrung, erzählt, wieso dieses Angebot notwendig ist.
Nataly weiss, was es bedeutet, wenn die eigene Welt ein Scherbenhaufen ist. Seit sie zwölf Jahre alt ist, ist sie mit psychischen Herausforderungen konfrontiert. Ihr Leben ist geprägt von traumatischen Erfahrungen. In ihrem mehrwöchigen Klinikaufenthalt vor zwei Jahren wurden ihr Depressionen und eine Borderline Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Heute will sie Menschen mit psychischen Herausforderungen Hoffnung schenken. Bereits während ihres eigenen Klinikaufenthalts startete sie zusammen mit zwei Freundinnen einen Instagram-Account zum Thema Borderline. Der Account sollte Mut machen. Und das ist auch heute mit ihrer Arbeit fürs Recovery College Bern (RCB) ihr Anliegen:
«Ich möchte zeigen, dass man trotz Hürden, Rückschlägen und Schwierigkeiten ein für sich lebenswertes und glückliches Leben führen kann.»
Von Betroffenen für Betroffene ist die Idee des Recovery Colleges. Ehemalige Patienten sollen als Genesungsbegleitende Hoffnung geben und das Fachpersonal sensibilisieren. Eine Bekannte von Nataly, die bereits länger im RCB involviert war und Natalys Instagram-Account kannte, holte sie schliesslich ins Team. Seither ist Nataly in einer Co-Leitung zuständig für den Instagram- und Facebook-Account des RCB und Teil des RCB Kernteams. Gemeinsam mit einer Fachperson bietet sie mittlerweile auch Kurse an, beispielsweise über den Einfluss von Social Media auf die psychische Gesundheit.
Seit zwei Jahren gibt es das innovative Bildungsangebot der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern (UPD). Es reicht vom dreistündigen Kurs am Samstag Nachmittag bis hin zu mehrteiligen Kursen verteilt auf mehrere Wochen. Die Kurse haben Workshop-Charakter, es sollen Lern- und Austauschräume entstehen, in denen sich die Teilnehmenden wohlfühlen und die sie dabei unterstützen, ihre Fragen- und Problemstellungen rund um Themen der psychischen Gesundheit und einer selbstbestimmten Lebensführung individuell zu bearbeiten. Einer der Gründe, weshalb Nataly begeistert ist vom Angebot.
Das Angebot wird laufend ergänzt und der Nachfrage angepasst und die Rückmeldungen seien durchwegs positiv: «Es entstehen immer wieder gute Gespräche während der Kurse. Sie bieten den geschützten Rahmen, um persönliche Erfahrungen miteinzubringen ohne zu tabuisieren. Die Teilnehmenden schätzen es, in einem vertraulichen Rahmen mit unbeteiligten Menschen über die eigenen Schwierigkeiten zu sprechen». Die Mischung aus tabulosem Erfahrungsaustausch und praktischen Tipps sowohl von Fachpersonen als auch von Experten aus Erfahrung stösst auf eine grosse Nachfrage. «Auch auf dem Instagram-Account erreichen uns viele Fragen. Das zeigt, wie beliebt und notwendig das Angebot ist», so Nataly.